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„Ich probiere es gegen Bremen wiedergutzumachen“: Derrick Köhn trifft mit Union auf seinen alten Klub
Vor dem Duell mit Werder bricht Steffen Baumgart ein übliches Pressekonferenzritual. Grund dafür ist Derrick Köhn, der aus Unions Abwehr kaum mehr wegzudenken ist.
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Zur Liturgie einer Spieltagespressekonferenz gehören so einige Rituale. Eine Frage zur Aufstellung muss etwa gestellt werden. Eine Antwort darauf muss der Gefragte seinerseits verweigern. Eine Scharade mit dem einzigen Zweck, beide Parteien in ihren Rollen zu bestätigen. Der Journalist als furchtloser Jäger der Wahrheit. Der Trainer als schlauer Feldgeneral, der seine genialen Schlachtpläne natürlich nicht preisgibt.
Diese Woche brach Steffen Baumgart jedoch mit dem alten Brauch. Als er über Linksverteidiger Derrick Köhn sprechen sollte, gab er freilich zu, dass dieser spielen würde. „Auch, wenn wir nicht über die Aufstellung reden wollen: Das ist ein Geheimnis, was kein Geheimnis ist“, so der Trainer des 1. FC Union.
Wenn er diese Läufe macht, dann macht er das sehr gut. Es ist wichtig, dass er sich auch körperlich weiter steigert.
Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Union, über Derrick Köhn
Tatsächlich wäre es eine Überraschung, wenn Köhn an diesem Freitagabend nicht in der Startelf stehen würde. Denn pünktlich zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Klub Werder Bremen (20:30 Uhr/Sky) hat sich der Neuzugang in der Union-Abwehr etabliert. Beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende spielte Köhn zum vierten Mal hintereinander von Beginn an – und ist nun kaum mehr aus der Startelf zu denken.
Union überbot Bremen und holte Köhn
Das passt zu den hohen Erwartungen, mit denen Köhn im Sommer zu Union gekommen war. Vier Millionen Euro überwies Union an den Türkischen Meister Galatasaray, um den 26-Jährigen nach Berlin zu lotsen, mit einer weiteren halben Million an möglichen Bonuszahlungen. Damit überbot man auch die Bremer, die Köhn in der vorigen Saison ausgeliehen hatten und ihn eigentlich fest verpflichten wollten. Für Unions Kaderplaner Horst Heldt war das ein Beweis, dass der Klub „in vielerlei Hinsicht sexy“ sei.

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Dennoch dauerte es noch ein bisschen, bis Köhn in Berlin ankam. In den ersten drei Saisonspielen kam er nur als Einwechselspieler zum Einsatz, und das, obwohl ein anderer Linksverteidiger, Tom Rothe, in der Innenverteidigung gebraucht wurde. Erst am vierten Spieltag gegen Frankfurt bekam Köhn seine Chance von Beginn an.
Wie Baumgart am Mittwoch erklärte, musste der frühere Bremer zunächst „körperliche Defizite“ aufholen. „Das ist halt ein Unterschied, ob du es dreimal schaffst, nach vorn zu laufen, oder sechs, siebenmal. Und da sind wir in der Steigerung“, sagte der Trainer. „Wenn er diese Läufe macht, dann macht er das sehr gut. Dann wird es auch auf lange Sicht weiter wichtig für uns, dass er diese Läufe macht, also sich auch körperlich weiter steigert.“
Köhn musste sich erst an Unioner Spielstil gewöhnen
Ähnlich hatte sich Köhn selbst bei einer Medienrunde vergangene Woche geäußert. Demnach musste er sich an den Spielstil bei Union erst einmal gewöhnen. Bei Galatasaray habe man vorwiegend mit Ball gespielt, bei Werder auch eher geduldig aufgebaut. In Berlin gebe es einen anderen, direkteren Spielstil.
„Bei Union versuchen wir, mit noch mehr Tempo schnellstmöglich den Weg nach vorn zu finden“, sagte Köhn. „Mir wurde mitgegeben, dass ich mich bei der Ausdauer noch etwas steigern muss, deshalb mache ich nach dem Training noch ein paar Läufe, die mir der Trainer aufgetragen hat, aber auch, weil ich mich steigern möchte.“
Womöglich ist da noch Luft nach oben. Im Union-Trikot hat es Köhn bisher nur zweimal über die 90 Minuten geschafft. Gegen Gladbach startete er furios mit mehreren starken Offensivaktionen und wurde am Ende in der 69. Minute ausgewechselt. Doch mit den soliden Leistungen der letzten Wochen scheint der gebürtige Hamburger immerhin auf einem guten Weg zu sein, den Union-Fußball zu verinnerlichen.
Bei seiner Rückkehr nach Bremen will er nun den nächsten Schritt machen, und am liebsten auch an seine Leistung im selben Spiel vor einem Jahr anknüpfen. Im vergangenen Dezember lieferte der damalige Werderaner beim 4:1 gegen Union im Weserstadion eine brillante Leistung ab und stürzte die Köpenicker damit noch tiefer in eine Weihnachtskrise.
„Ich habe leider gegen Union eines meiner besten Spiele für Werder gemacht. Ich habe mich hier schon dafür entschuldigt – und probiere es jetzt gegen Bremen wiedergutzumachen“, sagte er.
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